25 Jahre Radnabel, offiziell

Firmenintern war das 25-Jährige ja schon am 5. Mai, dem Jahrestag der Gewerbeanmeldung. Scheinbar zählt offiziell das Datum der Ausgabe der Handwerkskarte am 24. Juni 1986 als Firmenstart. Auch das haben wir gestern noch einmal begangen und beradelt. Es gab zunächst eine kleine Invasion auf dem Tübinger Marktplatz zum Pressefoto. Der Termin war nicht gerade günstig: Brückentag mitten in den Schulferien, wir hätten gerne noch ein paar mehr sein dürfen, nett wars trotzdem. Was Mario Beisswenger über uns schrieb, gehört sicher zu den fundierteren unter Artikeln in einer Regionalzeitung und ist durchaus verlinkungswürdig. Natürlich haben wir eine unserer legendären Ausfahrten angeschlossen. Und wie immer hat das Wetter gepasst.

Ein wenig Polit-Lamento

„Ganz Mensch“ gewesen (so hieß das doch bei Schiller?): bissle rumgespielt, um unsere „Werbeanzeige“ von vor vier Jahren zu reanimieren, diese „animiert“, Photoshop für Anfänger. Kam was nettes dabei raus, das soll der Öffentlichkeit nicht vorenthalten sein. Tipp: beide runterladen und dann mit sowas wie einer Diashow anschauen, hübsch, wie’s überblendet. Aber bitte nicht zu lange laufen lassen, das Thema eignet sich schlecht als Anstiftung zum Stromverprassen. radnabel_gooStatt dessen beim Anschauen über das aktuelle Thema Atomausstieg + Energiesicherheit meditieren, so bringt’s die Welt vielleicht weiter. Und dann nochmal diese news „Super-Frühjahr 2007“ lesen, die um diese Anzeige herum gebaut wurde. Sie war offenbar damals schlicht ihrer Zeit voraus, dafür ist sie jetzt top-aktuell.

Der jetzt geplante Atomausstieg ist zu begrüßen, nur: Natürlich ging’s auch sofort. Die Politik müsste sich nur trauen, den WählerInnen zuzutrauen, dafür in den nächsten Jahrzehnten auf ein bissle was vom gewohnten Energieverbrauch zu verzichten. Dafür bliebe man hierzulande garantiert von Atomunfällen verschont. Und man müsste nicht wieder umso mehr Kohle vergasen. Verzichten hieße beispielsweise, eben nicht zu Mehrverbrauch durch zusätzlich E-motorisierte Fahrräder anzuhalten. Oder hieße, sich eine baldige E-Auto-Mobilität abzuschminken, und sich darüber klar zu werden, was das für jedwede künftige Massen-Automobilität bedeutet.

Es muss doch wirklich nicht so knapp als irgendmöglich an der großen Katastrophe vorbeigeschrappt sein! Ein bissle weniger von allem, es ginge auch stressfreier und lebenswerter. Sollen diese Wirtschafts-Scharfmacher doch endlich den Rand halten, deren Götzenglaube ist doch sowas von widerlegt.

Das Ganz-Mensch-Spielen ergab bereits ein Dutzend aparter Farbkobis. Wer Lust hat, soll doch mitspielen, es sind noch Farben offen: pink, braun… Gerne zuschicken als kleines Feedback, dass man merkt, dass das alles auch jemand anschaut (Mailadresse im Impressum).

Winne-Two (Winne-One heißt Kretschmann)

Das ist jetzt der Anlass, damit der Winne Hermann endlich auch hier seine Erwähnung findet. Er hat’s verdient, und ich hab’s schon länger vor. Ähnlich wie mit diesen IHK-Artikelchen neulich, ein paar Treppenstufen weiter oben freilich, hat’s nun der Winne auch wieder mal auf neues Terrain geschafft, in die „Zeit“ mit einem Portrait über BWs neuen Verkehrsminister.

Winne, Die Zeit

Winne, Die Zeit

Auf dem Bild zum Artikel hält Winne sich an einem Radnabel fest, ein etwas angestaubtes Bild aus dem 02-er-Wahlkampf, wo Winne noch um seine Wiederwahl in den Bundestag bangen musste, kämpfte und siegte.

Ich freue mich mit ihm über diesen Karrieresprung. Den Winne kenne ich schon einigermaßen lange und halte ihn für einen der wenigen authentische Politiker da oben. So einen beschreibt man am besten als „ehrliche Haut“, das Gegenteil eines Karrierepolitikers. Dass so einer dann doch nach vielen Jahren des zu-seinen-unbequemen-Überzeugungen-stehens – mit allen Konsequenzen, wenn man endlich bemerkt, dass der ja doch nicht so falsch liegt, dann endlich gefragt ist, gebraucht wird und dann so ein Amt angetragen bekommt – na, das ist doch der Hollywood-Klassiker! Dabei geht’s jetzt erst richtig los, ich wünsch Winne die nötige Kraft, viel Geschick und, dass er es schafft, sich treu zu bleiben. Ich jedenfalls weiß mit ihm unseren Stuttgarter Bahnhof in den denkbaren besten Händen.

Spätestens seit Bin Laden, selig, der auch zu seinen Überzeugungen stand – ebenfalls mit allen Konsequenzen, sollten wir gelernt haben, dass man sich über Überzeugungen / Meinungen austauschen sollte. Dies habe ich mit Winne Hermann über die Jahre immer mal tun dürfen. Denke, ich habe ihn da manchmal genervt mit Forderungen nach dem Motto „genug ist nicht genug“. Es begann damit, dass ich mich ein Jahr nach dem Start von Rot-Grün im Bund bei ihm darüber beschwerte, dass Radnabel ausgerechnet jetzt in Schwierigkeiten sei, und forderte viel mehr Engagement für den Radverkehr (Winne versuchte damals zu helfen. Dies auszuführen würde hier ausufern).

Zuletzt hatte ich im letzten Winter eine längere Privataudienz bei ihm. In der Hauptsache erläuterte ich meine Sicht, meine Berechnungen zur E-Mobilität, insbesondere zu den Elektrorädern. Für die setzt sich Winne explizit ein. Mit seinen Entgegnungen war ich wenig glücklich, sie klangen – etwas befremdend – nach Profipolitiker: Ja, so könne man doch nicht rechnen.

Ja, warum eigentlich nicht? Dieses Thema tangiert die überlebenswichtige Problematik der Energiesicherheit. Da hätte ich schon erwartet, dass man die eigenen Berechnungen überprüft anhand meiner naheliegenden Fragestellung: „Wieviel Energie ist aufzuwenden, um hinterher wieviel Energie zu erhalten?“ (news vom 27.09.2010. Übrigens: auch bei der zZ tagenden Ethik-Kommission zur Energiesicherheit konnte ich diese eigentliche Fragestellung noch nicht erkennen).

Winnes Antwort war der Verweis auf ein gerade verabschiedetes Grünes Energiekonzept, das ich in den Folgewochen durchgearbeitet habe. Es geht leider auch dort nur um Geld, Förderprogramme uä. Dieses Marktwirtschafts-Credo der jetzigen Grünen hat mich in den letzten Jahren einigermaßen auf Distanz zu ihnen gebracht.

Neulich gab es meinerseits einen weiteren Kontaktwunsch: Anlässlich Radnabels 25-Jährigem hatte ich mir eine öffentliche Diskussion mit unseren beiden Tübinger MDBs der „richtigen“ Seite, ihm und Heike Hänsel (sie kam vor in der news vom 28.05.2010), gewünscht (hier ist das Anschreiben einzusehen). Heike wäre dabei gewesen, von Winnes Büro kam ein „so nicht“, eine Unterredung daraufhin ergab mindestens ein Vertagen in den Herbst.

Man hat ja dazugelernt: ich akzeptiere, dass Politiker hierzulande, wollen sie wirklich was bewegen (und müssen daher erfolgreich sein!), bestimmte Sachverhalte einfach nicht benennen dürfen. Es gibt eben das Problem mit der Wiederwahl. Auf der anderen Seite: Meinerseits habe ich das Bekanntmachen der ungeschönten Wahrheiten in Sachen Energie / Umwelt als die angesagte Lobbyarbeit für die Firma erkannt.

So hab ich’s noch keinem der für mich greifbaren Politiker gesagt: Wir könnten in Symbiose leben, der Baumann übernimmt diesen Eulenspiegel-Job, die geneigten Politiker tun nach außen höchst empört, schauen aber, dass diese Eulenspiegeleien in der Öffentlichkeit wohl wahrgenommen werden. So erweitert sich das politische Spektrum in die richtige Richtung, was ihnen ermöglicht, sich weiter in die richtige Richtung zu positionieren. Denn es ist ja doch so: ein authentischer Politiker kann seinen Wählern eben doch auch was abverlangen, Schlaraffenland pur glaubt auch keiner.

Zurück zum „Zeit“-Artikel, genauer zum Bild. Man muss das wohl nüchtern so sehen: von so einem Newcomer hat diese Zeitung noch kein wirkliches Bilderarchiv, das Bild war eine Notlösung, das wird Winne bissle peinlich sein. Erstens ohne Helm, dann ohne Akku und dann noch sowas „Unsportliches“ als Rad! Winne begann sein Erwerbsleben als Sportlehrer, war lange sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er hatte damals sowas wie „gefremdelt“ mit dem Rad, hatte es mirzuliebe einen halben Tag gefahren, und hinterher war ihm – noch – nicht recht klar, was ich damit bezwecke.

Ich habe mir schon oft Gedanken über die verbreiteten Vorbehalte der Sportlichen gegenüber Radnäbeln gemacht. Es ist ein Thema, das mich als auch einigermaßen sportlichen umtreibt. Es entsteht zZ eine eigene news zu diesem Thema. Anlässlich einer Dankes-Lobes-Mail, die neulich ein lieber Neukunde schrieb, einer der wirklichen Sportler, die das Potential unserer Räder im Alltag erkannt haben, arbeitet’s im Kopf im Hintergrund daran: Geduld.

25 Jahre Radnabel, inoffiziell

Heute hat’s Radnabel geschafft, das erste Vierteljahrhundert ist voll, Radnabel hat 25. Geburtstag! Gesichert ist, dass wir dieses reife Alter als erster deutscher Liegeradhersteller erreichen, wahrscheinlich auch als erster Europas, vielleicht sogar weltweit. Diese Kurzmitteilung muss der Welt für heute genügen, wir haben jetzt schöneres zu tun als gefühlsduselige Texte zu verfassen…

IHK und grüne Regierung?

Allenthalben kann man ja in allerlei Zeitschriften über Firmen wie der unseren, sowie deren Produkte lesen, meistens nicht das relevanteste. Doch diese Veröffentlichungen hier sind schon bemerkenswert. Gleich zwei Artikelchen auf einem Terrain, wie es fremder kaum sein kann: in der Monatszeitschrift „Wirtschaft“

"Wirtschaft"

„Wirtschaft“

der für uns „zuständigen“ Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen. Die hat sich zuletzt primär hervorgetan als Dauergastgeberin unseres soeben weggemachten CDU-MP Rambo-Mappus.

(Ein befreundeter Kunde und Firmeneigner lässt gerade gerichtlich prüfen, wie es sein konnte, dass diese IHK die Beiträge aus unserer Zwangsmitgliedschaft dazu verwandte, sich dermaßen pro Stuttgart 21 engagiert zu haben).

In dieser Zeitschrift – ansonsten in kühlen Blassblau-Grau-Farbtönen gehalten, was wohl landauf-landab eine speziell verstandene „Seriosität“ signalisieren soll – wirken diese Beiträge schon noch erfrischend anders. Die Vorgeschichte grob: Bosch (in Reutlingen größter Arbeitgeber) springt auf den Elektrorad-Markt auf mit eigenem Antriebskonzept. In konzertierter Aktion mit der IHK soll dieses promotet werden. Es gibt eine Kampagnen-Eröffnungsveranstaltung, geladen die regionale Fahrradbranche, der Baumann wird extra begrüßt: als kritischer Fremdkörper (sie kam also bereits an, Radnabels Kritik in dieser Sache – siehe die Trilogie zum Elektrofahrrad in früheren news). Als erster weiterer Coup der Kampagne war wohl die Titelstory „Mein Bike“ in dieser IHK-Zeitschrift gedacht. Der Kampagne-Chef schreibt seine reißerische Pro-E-Bike-Intro. Danach wird die real existierende Radbranche der Region portraitiert, da ist der Umgang mit dem E-Zusatzmotor dann mindestens

"entspannt"

„entspannt“

„entspannt“. Und dann liefert drei Seiten weiter ein anderer Redakteur diesen „Unfall“ mit dem Portrait von Jens, dem Ersten,

Portrait von Jens

Portrait von Jens

einem unserer – garnicht so seltenen – Vorzeigekunden (rechnen Sie mal: 16 Jahre mal 200 Arbeitstage mal 38 Kilometer. Teilen Sie die in diesen 16 Jahren inkl Reparaturen insgesamt ausgegebenen vielleicht 6000 Euren durch die oben errechneten Kilometer, dann haben Sie den Radnabel-Kilometerpreis, geht’s billiger?).

Lieger + Krawatte: Symbol einer künftigen Annäherung von Kammer + Antifirma? Wäre Redaktionsschluss nicht schon vor der Landtagswahl gewesen, könnte man unterstellen: hier übt eine IHK schon, sich auf die neue politische Lage im Musterländle einzustellen. Schön wär’s, ging’s tatsächlich in dieser Richtung weiter.

Übrigens: oben genannter Kunde und Firmeneigner hat soeben eine Initiative losgetreten mit dem Ziel: es möge in den Grün-Roten Koalitionsvertrag aufgenommen werden die Zwangsmitgliedschaften in IHKs, sowie in Handwerkskammern zu beenden. Klasse, was da jetzt plötzlich geht!

Trilogie zur Trommelbremse (die dritte)

… und nun schon einmal diese Ankündigung: Hier soll demnächst eine weitere news stehen unsere Eigenbau-Trommelbremse betreffend (siehe die drei news vom 15.02.2010, 06.06.2009 und 08.05.2009). Denn das zuletzt verkündete Happyend war ein vorläufiges, die Geschichte hat eine Fortsetzung erfahren. Inzwischen haben wir uns von Bremstrommeln aus Niro verabschiedet, ihnen fehlt einfach die nötige Härte. Haben nun – klassisch – welche aus Stahlguss im Test mit schlicht „amtlichen“ Bremsergebnissen, völlig unproblematisch. Wir kümmern uns jetzt lediglich noch um den erforderlichen äußeren Korrosionsschutz, das wird werden. Also bald mehr hierzu.

Klimawandel?

USA-Schneestürme, hierzulande Frostwinter in Serie und der diesjährige Piss-Sommer, es manifestiert sich inzwischen: die Sonne mag nicht mehr so richtig bis auf weiteres. Die Sonnenflecken bleiben tatsächlich weitgehend aus. Hierzu nochmal lesen: den letzten Abschnitt der news vom 03.02.2010. Aktuelles zu diesem Phänomen, dessen Ausmaß noch nicht absehbar ist zB in diesen Spiegel-Artikeln unter den Titeln:
„Klimaforschung, Experten prophezeien lange Sonnenschwäche“
und:
„Erderwärmung, so beeinflussen Sonnenflecken das Weltklima“.
Oder in die Suchmaschine mit „Sonnenflecken“.

Auto.Mobil.Krise, ein Kongress der LINKEN

Möchte doch noch etwas schreiben über das letzte Wochenende (28. – 30. 10.). Habe teilgenommen an der dreitägigen Konferenz „Auto.Mobil.Krise“ in Stuttgart, veranstaltet von der Rosa Luxemburg Stiftung und der Bundestagsfraktion der Linken. Es war eine parteiübergreifende Konferenz unter internationaler Beteiligung: eine wichtige Konferenz. Und es war mein Thema. Darüber, dass die Linke diesen Komplex überhaupt zum Thema macht, war ich vorab schon positiv überrascht. Vor Ort dann hat mich der geballten Sachverstand dann nochmals erstaunt. Sowohl die Referenten, als auch wir, das Publikum, waren durch die Bank vom Fach. Was mich dann aber wirklich überraschte, war die fast einmütig pessimistische Einschätzung gegenüber einer automobilen Zukunft (genauer gesagt: einer künftigen Massen-Automobilität. Mobilität ist ja schon heute für Ärmere nicht mehr vorgesehen). Habe das Wort „Konversion“ kennengelernt, was soviel bedeutet wie gemeinschaftliche Anstrengungen bei einen Übergang in ein anderes Zeitalter, vor allem die wegfallenden Arbeitsplätze in der Automobilindustrie betreffend. Mancher Gewerkschafter tat sich noch schwer, sich diesen Veränderungen zu stellen, die schon in den nächsten 15-20 Jahren der Autobranche ins Haus stehen. Richtig klasse war gleich der Konferenzstart am Donnerstagabend mit einer Crash-Runde: jeder konnte sich einen Sachverständigen für eine halbe Stunde exklusiv buchen zum Vier-Augen-Gespräch. Musste mir erst mal klar werden, ob ich mich das traue und habe mir dann den Winnie Wolf gekrallt, früher MDB der Linken, nach wie vor Bahn-Spezialist (Bürgerbahn statt Börsenbahn) und als solcher allererster S21-Gegner seit 94 schon: super. Am Samstag gab es eine Runde, in der das Elektro-Auto sachgerecht zerlegt wurde (da sollte eigentlich Hermann Scheer die positivistische Seite übernehmen, diese war nach seinem plötzlichen Tod praktisch nicht mehr vertreten – er hätte einen schweren Stand gehabt). Die Mühe des Zerlegens machte sich in vorderster Front Wolfgang Lohbeck von Greenpeace, seinerzeit Initiator des ersten FCKW-freien Kühlschranks, der sich nun als neue Aufgabe die Illusion einer Massen-Elektromobilität ausgesucht hat. Anknüpfend an seinen Vortrag konnte ich mir es nicht verkneifen, unter allgemeinem Schmunzeln dann auch noch das Letztverbliebene mitzuzerlegen: das Elektro-Fahrrad.

Leserbrief im SPIEGEL

Es ist passiert: Heute stand die wichtigste Botschaft unseres Zeitalters zum ersten Mal im Spiegel. Aufmerksame Leser der radnabel-news kennen sie schon lange. Hier die Kurzversion, wie sie Heute in Heft 39/2010 auf S 8 gleich oben als Auszug meines Leserbriefs zu finden ist:

Die Fragestellung müsste sein: „Wieviel Energie ist aufzuwenden, um hinterher wieviel Energie zu erhalten?“. Wenn man an der irreführenden Fragestellung festhalten will: „Wieviel kostet wieviel regenerative Energie?“, dann muss man bitteschön mit diesen bereits in naher Zukunft drastisch steigenden Energiekosten rechnen.
Tübingen Dieter Bruno Baumann

Aber, wer versteht das so? Der komplette Leserbrief sah so aus:

Betrifft: Titel Nr. 38/20.9.10 „Der teure Traum von der sauberen Energie“

Leserbrief

Sie schreiben S 90, Spalte 3: „Machbar ist sie, die Energiewende, das räumen sogar die größten Skeptiker ein“.

Da ist Ihnen offenbar eine deprimierende Tatsache noch nicht bekannt:

Der Aufbau der regenerativen Netze erfordert nicht nur Menpower und Geld, sondern leider auch eine Menge Energie als Vorleistung. Energie, die irgendwo abgezweigt werden muss. Wie soll das noch gehen, jetzt, nach peak oil? Sobald die Krise „überwunden“ ist und die Turbo-Wirtschaft wieder brummt, werden wir merken, dass mittlerweile die Ölnachfrage das Angebot übersteigt. Im Spiegel konnte man bereits von 200 Euro pro Barrel in naher Zukunft lesen. Die richtige Fragestellung müsste sein: „Wieviel Energie ist aufzuwenden, um hinterher wieviel Energie zu erhalten?“ (EROEI, Energy Returned On Energy Invested). Wenn man an der irreführenden Fragestellung festhalten will: „Wieviel kostet wieviel regenerative Energie?“, dann muss man bitteschön mit diesen bereits in naher Zukunft drastisch steigenden Energiekosten rechnen. Wir haben den Zeitpunkt eines schmerzfreien Umstiegs auf die Regenerativen eben doch schon verpasst.

Logisch: diesen letzten Depri-Satz darf man eben doch noch nicht sagen.

Eine Deutschlandreise

Wir haben’s geschafft: standen am 20. August abends an Rios Grab im Gartenfresenhagen.2 des reetgedeckten Hofes in Fresenhagen ganz im Norden Schleswigholsteins (news vom 06.01.2010: lesen!). Es war Rios vierzehnter Todestag. Dieses Jahr in stillem Gedenken, denn sie sind mal wieder pleite da oben (aller Ehren wert in diesen Zeiten!). Statt des schon traditionellen Festivals war in diesem Jahr eine Krisensitzung der Hinterbliebenen angesetzt. fresenhagenSo hatten wir die Ehre, ua die beiden Rio-Brüder Gerd und Peter Möbius (Rio = Ralph Möbius) ganz aus der Nähe zu erleben. Wir durften sogar einer Privatführung Peters durchs Museum beiwohnen, da gab’s manche sehr private Zusatzinfo. Die perfekte Belohnung für 17 regennasse Radeltage einmal längs durch die Republik. Deren private Eindrücke werden hier nicht ausgebreitet. Was aber interessieren könnte:

Sehr zu empfehlen so eine Reise durchs Heimatland, wo alle 2-3 Tage liebe Bekannte wohnen, bei denen man abends die Beine untern Tisch strecken darf. Danke Euch!

Nass war’s, wie gesagt: ua zwei Tage in Folge kompletter Dauerschauer, der perfekte Test für die Verkleidungen. Verbesserungs-Wünsche und -Vorschläge wurden nach Rückkehr umgehend an AWS weitergeleitet. Gibt sicher bald wieder eine Entwicklungssession am Starnberger See.

Habe als ansonsten nach Süden orientierter Sonnengläubiger nun endlich einmal das Wind-Thema da oben im Flachland am eigenen Leib kennengelernt. Schon faszinierend, tagelang im Wind zu radeln – begleitet immer wieder von Regenschauern – , wo’s mit dem Wind sicher viermal so schnell ginge.

Noch was politisches, das ich mir nicht verkneifen kann: habe mir während des Durchquerens des Landes auch diese „Brille“ aufgesetzt: „Wo sind eigentlich die behaupteten 99,?? % nicht genutzte Sonnenenergie, von denen die Regenerativen-Lobbyisten so gerne schwafeln?“. Sie sind annähernd nicht vorhanden! Praktisch alles ist Kulturland, wird genutzt, sei’s als Mega-Getreidefelder im Osten, stinkende Agrardiesel-Rapsfelder, Wälder, Wiesen, alles wird genutzt, sogar auf den Deichen mähen Unmengen von Wollespendern freiwillig die Rasen, bevor wir sie verspeisen. Bleiben zum Mehr-Sonne-Einfangen gerade mal die Dächer (wird gemacht), die Straßen, die Fußball- und die Golf-Plätze.

Ach ja, das noch, kleiner Leistungsbericht. Da stand im Harz der Brocken so verlockend im Weg. Es war einer seiner wenigen unbenebelten Momente, ich musste da rauf, während die andern weiterzuckelten. Gepäck in die Büsche und los. Bilanz: unter reger Anteilnahme von xxxx Wanderern eine Pferdekutsche, ein Faltrad, drei Mounties und fünf Rennräder, ja was wohl: versägt natürlich.

PS: In Bezug auf den vorletzten Abschnitt kamen Suggestiv-Rückfragen zu meinem gestörten Verhältnis gegenüber den Regenerativen. Dazu ist ja eigentlich genügend in älteren news ausgeführt, mein Lieblingsthema. Hier noch einmal kompakt (wie ich es einem E-atl-Kunden zurückschrieb):

„Gegen alternative Enregieerzeugung bin ich natürlich garnicht! Aber ich verwahre mich vehement gegen diese positivistische Message der Wohlfühlökos, nachdem das schon irgendwie gehen wird, verleugnend meine Einsicht, dass der Umbau auf die Regenerativen nur dann noch einigermaßen erträglich gelingen kann, wenn wir auf Verprassen verzichten. Sonst erwartet uns eben ein Energieengpass, der vielen Menschen das Leben kosten wird. Davor wird man doch warnen dürfen?

Und genau darum finde ich es goldrichtig, mich für diese besseren Fahrräder zu engagieren. Weil die Motormobilität eben das Erste (weil Unnötigste) ist, wo wir das Verprassen am schmerzfreiesten verringern können.

Natürlich müssen die Regenerativen her, aber Verzicht auf Verprassen hat mindestens als flankierende Maßnahme allerhöchste Priorität!“

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