Radfahren im Winter

Aus gegebenem Anlass nach Jahren wieder was zum Thema atl im Winter. Wer schon genug hat von unserer Eigenwerbung, kann das hier überspringen, sollte sich aber den abgetrennten Abschnitt dieser news weiter unten ansehen. Das dort Umrissene könnte noch wichtig werden… Wir hören zZ fast nichts von unserer Kundschaft, doch das wenige Feedback, das wir erhalten, ist durchweg beruhigend: Auch in einem richtigen Winter fährt es sich bestens mit den atls. Mögliche Probleme des Winterradelns:
a) Kalter Fahrtwind, den halten unsere Verkleidungen delfin und shark effektiv ab.
b) Eis und Schnee, da haben wir ja gut fünf Jahre lang für gescheite Spikes-Winterreifen Lobbyarbeit betrieben und haben sie nun seit drei Jahren (news vom 29.11.2007). Selber benutze ich die Spikes diesen Winter zum ersten Mal. Bin wirklich begeistert, wie problemlos man damit überall durchkommt: null Angst vorm Stürzen (und wenn, könnt’s ja kaum schlimm enden mit so einem Lieger).
c) Korrosion durch den Salz, dieses Problem in den Griff zu bekommen, haben wir uns seit vielen Jahren – denke inzwischen sehr erfolgreich – bemüht. Unsere Rahmen sind nach wie vor aus hochwertigem Stahl (einzelne Teile sind inzwischen komplett aus nichtrostendem Stahl), der prinzipiell rosten kann. Da ist effektiver Korrosionsschutz extrem wichtig. Mit unserem Pulverbeschichter haben wir lange experimentiert, seit einigen Jahren verwenden wir nun schon eine Mehrfachbeschichtung, die einfach „hält“. Der Konkurrenz sei’s hiermit verraten: Nach dem Sandstrahlen bekommen die nackten Rahmenteile zunächst eine Phosphatierung, die verhindert, dass sich der Rost ausgehend von Kratzern unter dem Pulver weiterarbeitet, bis dahin sollte es noch allgemeiner Standard sein. Dann kommt’s aber: vor der Deckbeschichtung kommt nun erst noch eine Grundierbeschichtung, die feinsten Zinkstaub enthält, der macht eindiffundierende korrosionsaktive Substanzen unschädlich. Erst darauf kommt die Deckbeschichtung aus Spezialpulver mit wiederum korrosionsschützenden Eigenschaften. Eine kurze Abhandlung zum „rostfreien“ Alu: das unedle Alu rostet nur deshalb nicht, weil es sofort an der Oberfläche eine dichte Alumimiumoxidschicht bildet, die das Weiterrosten verhindert. Nun hatte ich gerade gestern ein Gespräch mit unserem Kontaktmann zum weltbekannten schwäbischen Hydraulikbremsen-Hersteller. Der beklagte, dass ihnen der Salz die Stahlschrauben im Alu festbacken lässt. Es entsteht eine chemische Verbindung beider Metalle, dreht man eine festgebackene Schraube gewaltsam heraus, zerstört man unweigerlich das Alugewinde, das Aluteil ist Schrott. Genau dieses Problems wegen gibt es am atl keine Alugewinde. Was man am atl an Aluteilen findet sind: Lenker, Felgen, Nabenhülsen, Rohrschellen, alles gewindelose Teile. Nebenbei: dass Aluminium keine Dauerfestigkeit besitzt, ist der Grund, warum wir am Rahmenmaterial Stahl festhalten, dazu vielleicht später einmal eine eigene news.
d) Bleiben die Komponenten, die wir an unseren Rädern verbauen. Es gibt sie, die wintertauglichen Schaltungen, Lichtanlagen, Bremsen, sind nur nicht billig. Da ist zuallererst die Rohloff-14-Gang-Nabe, die einfach immer tut (naja, wenn’s nicht gar zu frostig und das Getriebeöl zu zäh wird: dann solle man’s doch einfach etwas verdünnen, wie die Rohloffs neulich verlauten ließen). Diese Nabe kombiniert mit unserer Ketten-Vollverkleidung – und man ist das Problem der vom Rost geplagten Kette los. Lichtanlagen, die ebenfalls immer tun, gibt’s bekanntlich von der befreundeten Nachbarfirma SON hier aus Tübingen. Und Bremsen bauen wir ja nun seit letztem Jahr selber: Trommelbremsen auf der Basis des Bremsträgers von Sturmey Archer mit eigenen Niro-Trommeln, die wiederum beispielsweise auf die SON-Nabendynamos angeflanscht werden (news vom 08.05.2009 und 06.06.2009, wie sich das inzwischen weiterentwickelt hat, kommt in Kürze in einer weiteren news). Sagte der Frank, SON-Kollege und Rohloff-falter-Fahrer, doch gerade: Hab vor Weihnachten die Spikes montiert, seitdem fahr ich einfach, null Wartung: so ein langweiliges Fahrrad!

So, nun zum „gegebenen Anlass“, da wird’s gleich wieder politisch. Ist doch erstaunlich, so ein Winter nach all den Jahren. Es gibt eine noch wenig bekannte Erklärung: Es könnte mit den ausbleibenden Sonnenflecken zu tun haben, dass das mit dem Klimawandel eine überraschende Wendung nehmen könnte. Es ist noch sehr vage, doch beunruhigt die Fachwelt zZ folgendes Phänomen. Es gibt eine lange bekannten Zyklus von ca elf Jahren, wo die Sonne mal viele, mal gar keine Sonnenflecken aufweist. Immer wenn sie viele dieser Flecken produziert, ist ihre Strahlung größer, sie ist heißer, und auch auf der Erde ist es dann wärmer. Das letzte Sonnenfleckentief war vor zwei Jahren. Und seither warten die Astrologen auf eine erneute Zunahme dieser Flecken, doch die lässt nun schon zwei Jahre auf sich warten. Mittlerweile darf man befürchten, dass da vielleicht etwas auf uns zukommt, das es zuletzt in den Jahren zwischen 1645 und 1715 gab. Damals blieben die Sonnenflecken über 70 Jahre komplett aus, das war die letzte Zwischeneiszeit. Es wurde auf der Erde abrupt sehr viel kälter. Die Folgen waren fatal, es gab Hungersnöte, die Bevölkerung schrumpfte. Was wäre, wenn uns jetzt genau so ein Zeitalter unvorbereitet träfe? Zunächst könnte man denken: prima, dann haben wir mit unseren Maßnahmen gegen den Klimawandel ja noch einmal eine Verschnaufpause. Vielleicht, doch ich muss zu bedenken geben: nicht nur bei uns, sondern weltweit würde der Energieaufwand fürs Heizen zunehmen. Das liefe diametral gegen das Vorhaben, die regenerativen Energienetze rasch auszubauen. Denn – ich muss es immer wieder sagen, es ist so wichtig – regenerative Energienetze im großen Stil aufbauen erfordert neben Manpower und Geld eben auch Energie, die muss man irgendwo abzweigen, und dies bei abnehmender Öl- und Gasförderung nach Peak-Oil. Der von mir hier schon mehrfach beschworene Energie-Engpass dürfte sich eher verschärfen. Gab neulich einen ersten Artikel im Spiegel über die ausbleibenden Sonnenflecken, das zu thematisieren rechne ich denen hoch an. Ganz aktuell nun ein Spiegel-Artikel zu falschen (gefälschten?) Prognosen zum ach so raschen Abschmelzen der Himalaja-Gletscher. Offenbar gibt es inzwischen schon ein „auf der Klimawelle Mitreiten“, und es ist wohltuend, dass der Spiegel dies aufdeckt. Wie schon oft gesagt: ich halte nicht das Problem des Klimawandels als das letztlich Fatale für die Menschheit, sondern das der Energieverknappung.