Es wäre mir wirklich eine Erleichterung, wenn diese hier zu beschreibende neue Erkenntnis tatsächlich zuträfe. So ganz überzeugt bin ich noch nicht.
Diese news knüpft an an diejenige vom Januar 17, 2013
„Wieder etwas Erschütterndes zur E-Mobilität“
Das Thema dort war die Gretchenfrage zur E-Mobilität:
Wieviel Herstellenergie steckt bereits im Akku?
Die damalige Erkenntnis fundierte meine anhaltende Skepsis gegenüber dieser Technologie. Mit der nun erlangten Erkenntnis darf ich diese anscheinend aufgeben. Der Fortgang der Geschichte seit damals:
Ich hatte den Spiegelredakteur Schnibben bereits zweimal um eine Bestätigung ersucht, dass seine 2013 genannten 10.000 Liter Benzin Herstellenergie für einen E-Smart-Akku tatsächlich korrekt sei, zweimal ohne Antwort. Da schrieb Schnibben neulich einen interessanten Artikel – offenbar im Zusammenhang mit einer Kampagne, die die Printmedien derzeit führen gegen ihr schlechtes Image, Stichworte: Lügenpresse, gekaufte Journalisten… (evtl gibt’s dazu beizeiten eine eigene Verlautbarung). In diesem Artikel wird u.a. beschrieben, wie genau eine eigene Dokumentationsabteilung auf Richtigkeit prüft, bevor etwas zum Druck gelangt. Dachte, das will ich jetzt aber nochmal genau wissen und schrieb erneut, ein Auszug:
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Sehr geehrter Herr Schnibben,
aller guten Dinge sind drei: mein wohl letzter Versuch, eine Antwort von Ihnen zu erhalte. Mag sein, dass meine zwei vorangegangenen Mails – gesendet an die Redaktion mit Bitte um Weiterleitung – Sie nie erreichten. Nun, nachdem diese im Spiegel 10/2015 stand, schreibe ich an Ihre direkte Mailadresse. Ihre dortige Erwähnung der Spiegel-Dokumentationsabteilung hat mich ermutigt, doch noch einmal nachzuhaken. Meine Nachfrage hat exakt mit der Arbeit derselben zu tun:
Im Spiegel 2/2013 war Ihre „Homestory“ zur E-Mobilität zu lesen. Darin stand folgender Satz:
„Vor allem die Batterie ist ein Umweltdesaster: Ihre Herstellung verschlingt so viel Energie, wie in 10.000 Liter Benzin steckt“
Für mich als Fahrradbauer, der fortwährend die Richtigkeit seines Tuns hinterfragt, eine bemerkenswerte Aussage. Wenn diese Zahl einigermaßen stimmt, bedeutet sie – zuendegedacht – das absehbare Ende der Massen-Automobilität. (…).
Die Menge der in Akkus bereits bei der Herstellung versenkten Energie ist entscheidend, ob eine Massen-E-Mobilität vom Stromnetz zu stemmen ist. Diese Thematik wird in den Medien weitgehend übergangen. Ich habe selber eine Zeit lang intensiver im www nach entsprechenden Zahlen gesucht. Es war fast nichts zu finden. Mir sind lediglich „vom Hörensagen“ Zahlen bekannt, die sich mit der Ihrigen decken. Im Netz tatsächlich zu finden waren nur Zahlen, die um das Zwanzigfache kleiner waren als Ihre. Allerdings darf man deren Veröffentlicher wohl einer Pro-E-Mobilität-Lobby zuordnen.
Es ist klar, was ich Sie nach Ihrem Artikel im Spiegel 10/2015 ein drittes Mal fragen muss:
Ist der oben zitierte Satz aus Ihrer Homestory im Spiegel 2/2013 zu halten?
Wurde der Sachverhalt von der Spiegel-Dokumentationsabteilung überprüft und so freigegeben?
Lässt sich das Zustandekommen dieser Zahl dokumentieren?
Oder war diese Zahl doch nur mal eben flapsig hingeschrieben worden – und ist der Spiegel-Dokumentationsabteilung versehentlich „durch die Lappen“ gegangen?
Ich hoffe sehr auf eine Antwort. Sie gäbe Aufschluss darüber, ob ein wesentlicher Teil unserer Wirtschaft in eine fatal falsche Richtung läuft – oder eben auch nicht. (…).
(…).
ich grüße freundlich, Dieter Baumann
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Diesmal kam umgehend Antwort:
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Lieber Herr Baumann,
so, jetzt haben zwei Kollegen sich der Sache noch mal angenommen. Die Zahl „10000 Liter Benzin“ stammt aus dem Buch „Ökofimmel“ von Alexander Neubacher, S.59. Das war seinerzeit die Quelle. Nach Berechnungen der beiden Kollegen ist sie allerdings deutlich zu hoch.
Sie haben in verschiedenen Quellen folgendes gefunden:
Auf
http://www.zeit.de/mobilitaet/2014-01/elektroauto-energiebilanz/seite-2
haben Sie zudem folgendes gefunden:
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Kumulierter Energieaufwand (KEA) einer Lithium-Manganoxid-Batterie:
83,5 GJ????Forschungsstelle für Energiewirtschaft, Endbericht der Forschungsstelle für ?????Energiewirtschaft e.V. (FfE) zum Projekt: eFlott. Wissenschaftliche Analysen zur ????Elektromobilität. S. 175.
12800 Wh / kg Benzin??http://www.umweltbewusst-heizen.de/verkehr/Elektrofahrzeuge/Batterie/
????Energiedichte/Energiedichte-Akku.html
1 GJ ≈ 278 kWh??http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6%C3%9Fenordnung_%28Energie%29
1 Liter Benzin ≈ 750 g
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83,5 x 278 kWh = 23.213 kWh
23.213 kWh / 12,8 kWh = 1813,5
1813,5 kg Benzin ≈ 2418 l Benzin
André Geicke, 9. April 2015
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„Das IFEU in Heidelberg gibt ungefähre Werte heraus: Demnach kann man für eine Kilowattstunde Batteriekapazität etwa 125 Kilogramm CO2-Emissionen ansetzen. Bei der Produktion des Nissan-Leaf-Stromspeichers mit 24 Kilowattstunden fallen also drei Tonnen CO2 an.“
Bei der Verbrennung von 1 Liter Benzin werden 2,333 kg CO2 freigesetzt.
3 Tonnen sind 3000 kg, lt. IFEU sind bei der Herstellung des Stromspeichers umgerechnet 1285 Liter Benzin benötigt worden, also auch deutlich weniger als die 10000 Liter im SPIEGEL.
Ich hoffe, dass hilft Ihnen weiter. Und entschuldigen Sie bitte nochmals, dass Ihre Anfrage nicht beantwortet wurde.
Schöne Grüße!
Cordt Schnibben
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Großes Lob für einen, der hier einen Fehler eingesteht!
Naja, so richtig nachvollziehen kann ich nicht alles. Vor allem kann unser mac hier den Mittelteil, ein „docx“ nur mit diesen Hieroglyphen „?“ und „%“ öffnen. Wenn ich es richtig verstehe, verkleinern sich die 10.000 Liter um das 8-fache, also fast eine Zehnerpotenz. Dann würden sich meine Zahl 12,5 Liter Benzin-Äquvivalen auf 100 Kilometer durch die Energie-“Abschreibung” des Akkus um das 8-fache verringern auf ca. 1,6 Liter. Der Energieverbrauch eines E-Smart wären dann diese 1,6 Liter + der Ladestrom. Dann wären wir in der Gegend von 2 Litern auf 100 km, das wäre ok.
Das Fazit dann wäre: allein vom Energieverbrauch her betrachtet ginge die E-Mobilität in Ordnung. Dann dürfte ich endlich meinen Widerstand gegen diese Technik aufgeben. Dann könnten wir wirklich guten Gewissens unsere BEATLs vertreiben.
Noch bleiben Zweifel. Die letzte Auslassung in meinem Brief an Herrn Schnibben ging so:
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(…). Dennoch, ich denke, eine Debatte über die Herstellenergie von Akkus wäre eine wichtige, die öffentlich geführt gehört. Drum möchte ich anregen, der Spiegel möge dieser Frage einmal auf den Grund gehen (wie kommt man an Stromrechnungen von Akku-Herstellern?). Vielleicht bringen Sie diesen Vorschlag ein in einer Redaktionskonferenz?
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