Das ist jetzt der Anlass, damit der Winne Hermann endlich auch hier seine Erwähnung findet. Er hat’s verdient, und ich hab’s schon länger vor. Ähnlich wie mit diesen IHK-Artikelchen neulich, ein paar Treppenstufen weiter oben freilich, hat’s nun der Winne auch wieder mal auf neues Terrain geschafft, in die „Zeit“ mit einem Portrait über BWs neuen Verkehrsminister.
Auf dem Bild zum Artikel hält Winne sich an einem Radnabel fest, ein etwas angestaubtes Bild aus dem 02-er-Wahlkampf, wo Winne noch um seine Wiederwahl in den Bundestag bangen musste, kämpfte und siegte.
Ich freue mich mit ihm über diesen Karrieresprung. Den Winne kenne ich schon einigermaßen lange und halte ihn für einen der wenigen authentische Politiker da oben. So einen beschreibt man am besten als „ehrliche Haut“, das Gegenteil eines Karrierepolitikers. Dass so einer dann doch nach vielen Jahren des zu-seinen-unbequemen-Überzeugungen-stehens – mit allen Konsequenzen, wenn man endlich bemerkt, dass der ja doch nicht so falsch liegt, dann endlich gefragt ist, gebraucht wird und dann so ein Amt angetragen bekommt – na, das ist doch der Hollywood-Klassiker! Dabei geht’s jetzt erst richtig los, ich wünsch Winne die nötige Kraft, viel Geschick und, dass er es schafft, sich treu zu bleiben. Ich jedenfalls weiß mit ihm unseren Stuttgarter Bahnhof in den denkbaren besten Händen.
Spätestens seit Bin Laden, selig, der auch zu seinen Überzeugungen stand – ebenfalls mit allen Konsequenzen, sollten wir gelernt haben, dass man sich über Überzeugungen / Meinungen austauschen sollte. Dies habe ich mit Winne Hermann über die Jahre immer mal tun dürfen. Denke, ich habe ihn da manchmal genervt mit Forderungen nach dem Motto „genug ist nicht genug“. Es begann damit, dass ich mich ein Jahr nach dem Start von Rot-Grün im Bund bei ihm darüber beschwerte, dass Radnabel ausgerechnet jetzt in Schwierigkeiten sei, und forderte viel mehr Engagement für den Radverkehr (Winne versuchte damals zu helfen. Dies auszuführen würde hier ausufern).
Zuletzt hatte ich im letzten Winter eine längere Privataudienz bei ihm. In der Hauptsache erläuterte ich meine Sicht, meine Berechnungen zur E-Mobilität, insbesondere zu den Elektrorädern. Für die setzt sich Winne explizit ein. Mit seinen Entgegnungen war ich wenig glücklich, sie klangen – etwas befremdend – nach Profipolitiker: Ja, so könne man doch nicht rechnen.
Ja, warum eigentlich nicht? Dieses Thema tangiert die überlebenswichtige Problematik der Energiesicherheit. Da hätte ich schon erwartet, dass man die eigenen Berechnungen überprüft anhand meiner naheliegenden Fragestellung: „Wieviel Energie ist aufzuwenden, um hinterher wieviel Energie zu erhalten?“ (news vom 27.09.2010. Übrigens: auch bei der zZ tagenden Ethik-Kommission zur Energiesicherheit konnte ich diese eigentliche Fragestellung noch nicht erkennen).
Winnes Antwort war der Verweis auf ein gerade verabschiedetes Grünes Energiekonzept, das ich in den Folgewochen durchgearbeitet habe. Es geht leider auch dort nur um Geld, Förderprogramme uä. Dieses Marktwirtschafts-Credo der jetzigen Grünen hat mich in den letzten Jahren einigermaßen auf Distanz zu ihnen gebracht.
Neulich gab es meinerseits einen weiteren Kontaktwunsch: Anlässlich Radnabels 25-Jährigem hatte ich mir eine öffentliche Diskussion mit unseren beiden Tübinger MDBs der „richtigen“ Seite, ihm und Heike Hänsel (sie kam vor in der news vom 28.05.2010), gewünscht (hier ist das Anschreiben einzusehen). Heike wäre dabei gewesen, von Winnes Büro kam ein „so nicht“, eine Unterredung daraufhin ergab mindestens ein Vertagen in den Herbst.
Man hat ja dazugelernt: ich akzeptiere, dass Politiker hierzulande, wollen sie wirklich was bewegen (und müssen daher erfolgreich sein!), bestimmte Sachverhalte einfach nicht benennen dürfen. Es gibt eben das Problem mit der Wiederwahl. Auf der anderen Seite: Meinerseits habe ich das Bekanntmachen der ungeschönten Wahrheiten in Sachen Energie / Umwelt als die angesagte Lobbyarbeit für die Firma erkannt.
So hab ich’s noch keinem der für mich greifbaren Politiker gesagt: Wir könnten in Symbiose leben, der Baumann übernimmt diesen Eulenspiegel-Job, die geneigten Politiker tun nach außen höchst empört, schauen aber, dass diese Eulenspiegeleien in der Öffentlichkeit wohl wahrgenommen werden. So erweitert sich das politische Spektrum in die richtige Richtung, was ihnen ermöglicht, sich weiter in die richtige Richtung zu positionieren. Denn es ist ja doch so: ein authentischer Politiker kann seinen Wählern eben doch auch was abverlangen, Schlaraffenland pur glaubt auch keiner.
Zurück zum „Zeit“-Artikel, genauer zum Bild. Man muss das wohl nüchtern so sehen: von so einem Newcomer hat diese Zeitung noch kein wirkliches Bilderarchiv, das Bild war eine Notlösung, das wird Winne bissle peinlich sein. Erstens ohne Helm, dann ohne Akku und dann noch sowas „Unsportliches“ als Rad! Winne begann sein Erwerbsleben als Sportlehrer, war lange sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er hatte damals sowas wie „gefremdelt“ mit dem Rad, hatte es mirzuliebe einen halben Tag gefahren, und hinterher war ihm – noch – nicht recht klar, was ich damit bezwecke.
Ich habe mir schon oft Gedanken über die verbreiteten Vorbehalte der Sportlichen gegenüber Radnäbeln gemacht. Es ist ein Thema, das mich als auch einigermaßen sportlichen umtreibt. Es entsteht zZ eine eigene news zu diesem Thema. Anlässlich einer Dankes-Lobes-Mail, die neulich ein lieber Neukunde schrieb, einer der wirklichen Sportler, die das Potential unserer Räder im Alltag erkannt haben, arbeitet’s im Kopf im Hintergrund daran: Geduld.