Gleiche Kernaussage, verschiedene Lösungsansätze

Fahrradstadt Tübingen“: zunächst (zeitlich) Radnabel, dann SON, jetzt BFO, also „Liege“-Räder, Fahrrad-Beleuchtung und -Bremsen, jeweilst vom Feinsten. Heute hier im Blättle über die noch recht neuen Bremsen-Entwickler und -Hersteller. Das Fahrrad-ABS kommt also auch von hier (aber das gab‘s doch schon mal?).
bfo
Im Artikel gelb unterlegt die Kernaussage: „Fahrräder haben eigentlich einen sauschlechten Schwerpunkt“. Da sind wir ganz beieinander – und kommen zu unterschiedlichen Lösungen. Klar, die Burschen kommen vom Sportrad, da ist die „klassische“ Fahrradgeometrie alternativlose heilige Kuh. Da bleibt dann nur ABS als nachgelagertes Flickwerk. Unser Ansatz dagegen, altbekannt und in aller Kürze: langer Radstand + (relativ) tiefer Sitz + Vornelenker, da braucht es – eigentlich – kein ABS, das Blockieren beider Räder ist gefahrlos möglich.

Glückwunsch zum Fahrrad-ABS, die Normal-E-Biker werden‘s danken. Also, nix dagegen, aber was gegen den hohen Schwerpunkt des „Normal“-Rades,
drei Bemerkungen:
a) Solange der hohe Schwerpunkt bleibt, begrenzt das ABS auf eine moderate Bremsleistung. Die Liegergeometrie – vielleicht ja eines Tages auch mit ABS – lässt eine höhere Bremsleistung zu.
b) Keine Abhilfe schafft ABS beim übersehenen Schlagloch. Passiert, und beim „Hochrad“ mit fatalen Folgen – zu oft.
c) Schnelle Elektro-Hochräder sind eine gefährliche Fehlkonstruktion – auch mit ABS.


Nachtrag am 16.11.2016:

Die letzte Aussage ist keineswegs so dahingeschrieben. Es soll 2015 in Deutschland bei E-Bike-Unfällen ca. 60 Tote gegeben haben (Tipp: Suche mit „statistik unfall elektrorad“). Man bekommt dort regelmäßig zu lesen: „Auf abschüssiger Fahrbahn…, aus ungeklärten Gründen). Dabei wäre der Grund in vielen Fällen leicht zu nennen: Überbremsen + Überschlag + Abgang über den Lenker: Kopf voraus. Klar, ABS könnte da in vielen Fällen abhelfen, aber eben nicht in allen (s.o.).

Die schwachen Bremsen von früher haben ja zur klassischen Rahmengeometrie gepasst, da ging Blockieren schlicht nicht, und die schwachen Bremsen haben zu den damals niedrigen Geschwindigkeiten gepasst. Die heutigen Bremsen sind einfach zu kräftig für diese althergebrachte Radgeometrie. Es ist ja gut, dass es jetzt befriedigend wirkende Bremsen gibt. Nur passt dazu eben diese Radgeometrie nicht mehr.

Laut Aussage eines Kollegen sollen mit herkömmlicher Fahrradgeometrie Bremsverzögerungen von ca. 0,5g erreichbar sein, mit der Geometrie eines Langliegers dagegen ca. 1,0g: das Doppelte. Der Bremsweg des Langliegers ist also halb so lang wie der des Normalrads (Tipp: fundierte Arbeiten zu diesem Thema mit Suche: „bremsverzögerung schwerpunkt überschlag“).