Schon wieder: ein Cheflieger entwendeten

Und: wieder zurück!
Man könnte diese news also entfernen. Doch die Geschichte ist so besonders, das muss verewigt bleiben. Kurze Story der Wiederfindung hier (unten).


Der einzigartige Leinöl-Scheibenbrems-falter ist weg. Bin selber schuld, er war kurz unabgeschlossen, so wie seit Jahr und Tag allabendlich während des Einkaufs auf dem Nachhauseweg (bergan, deshalb ohne schweres Schloss).

Ich denke nach wie vor, mit so einem Fahrzeug fangen sowieso nur Sanftmütige was an. Was also will einE von krimineller Energie DurchdrungeneR mit sowas? Und wo überhaupt will man/frau sich mit so einem besonderen Rad zeigen? Jetzt sind also drei Cheflieger weg (mit dem in der Garage verbrannten heiligen Ur-atl sogar vier), es reicht.

Das Rad ist in der Tat einzigartig. Es hat als Rostschutz nur einen Leinölfirnis-Überzug, man sieht also die blanken Rohre, die funkelnden Lötstellen. Eine überlieferte Bauerntechnik, aufwendig und schön. Doch wie immer bei Radnabel entspringt Schönheit aus Sinnhaftem. Dieses Rad ist/war Versuchsrad, es sollte möglich sein, etwas zum Ausprobieren anzulöten: Lötstelle einlacken, löten, erneut Öl auftragen und fertig.

Zwei Bilder:
das erste Bild vom ersten Scheibenfalter:

und – neulich in den Vogesen – vielleicht das letzte (??):

So manches Mal ist ja ein Radnabel dann doch wieder aufgetaucht. Es bleibt die Hoffnung.

Aus diesem Anlass wieder eine aktualisierte Geklaut-Liste:

klassik
900501
910308
910317
920705
920714
930149
930150
960700
960703
960718 mit Rohloff 016343 silber
960785

falter
13/13
31/31 mit Rohloff 072856 silber

Triplenews

Vorletztes Wochenende kulminierten die Ereignisse. Von dreien, die untereinander zu tun haben, wird hier berichtet.

Zunächst darf wohl erwähnt werden, dass wir in den letzten Wochen mit Iranischer Kundschaft zu tun hatten, ein wirklich angenehmer Neuzugang. Die Sache hatte eine jahrelange Vorgeschichte. Vor vier Jahren waren zwei Tübingen Brüder durch den Iran geradelt auf ihrem Weg nach Südostasien http://www.radnabel.com/atl-auf-weltreise/ . Dort freundeten sie sich an mit Roozbeh, der seither den Wunsch hegte, einmal einen falter sein Eigen zu nennen. Nun war die Zeit dafür reif, der sechswöchige Jahresurlaub wurde investiert. Erst hatte Roozbeh geplant, den Heimweg zu radeln. Doch Orbans Ungarn, sowie Rumänien ließen ihn nicht passieren. So gab‘s eine Rest-Europa-Tour mit Rückkehr nach Tübingen gerade rechtzeitig, dass Roozbeh mitkommen konnte nach Germersheim zur SPEZI, wo wir seinen falter frisch geputzt ausstellten. Weil Mannheim in der Nähe liegt, gab‘s am Tag zuvor den fälligen Huldigungs-Besuch bei der dortigen Drais-Ausstellung
200-Jahre-Fahrrad .

Damit sind die drei Themen genannt:
– Irankundschaft
– Karl Drais und die Folgen
– Spezi 2017

Zum Ersten: sehr angenehmer, manierlicher Kerl, der Roozbeh. Wir hatten im Vorfeld in monatelangem Mailkontakt alle Details seines Wunsch-falters geklärt. Dabei – und mehr noch, als er hier war – habe ich manches dazugelernt über sein Land, und gleichzeitig einiges nachgelesen darüber. Weltanschauliches wurde weitgehend ausgespart, dies scheint die Strategie zu sein, in dem dortigen Regime klarzukommen. Es gibt nun eine fast nicht auszuschlagende Einladung, Roozbeh bald einen Gegenbesuch in seiner Heimat abzustatten mit von ihm geführter Radtour durch sein Land. Ich habe Skrupel. So sehr ich inzwischen sehe, wie die Anti-Iran-Kampagnen von USA und Israel von schnöden Eigeninteressen geleitet sind, habe ich doch große Vorbehalte, mich in dieses Land zu begeben. Aus ganz privatem Grund: dem Umgang dieses Regimes mit Homosexuellen, die grundsätzlich mit dem Tod durch Erhängen bestraft werden. Unvergessen die öffentliche Ermordung zweier Minderjähriger 2005 (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Mahmoud_Asgari_und_Ayaz_Marhoni . Es gibt Videos von deren Hinrichtung, so grausig!).

Zum Zweiten, verbunden mit Erstem: Für Roozbeh war die Ausstellung in Mannheim – dort die ersten Fahrräder zu sehen, deren erster Anfang sich genau dort ereignete – ein echtes Erlebnis. Wir hatten das Glück, einer Führung beizuwohnen, ich übersetzte so gut es ging ins Englische. Einmal kam die Rede darauf, dass ja im Iran noch heute Frauen das Radfahren verwehrt sei. Ich übersetzte, und nachts darauf übermittelte Roozbeh diese Begebenheit elektronisch in die Heimat. Vormittags danach berichtete er von Hunderten Reposts, in denen Iranerinnen aufgebracht kundtaten: „aber wir radeln trotzdem!“. Die Geschichte des Fahrrads begann bekanntlich 1817 in Mannheim mit der Erfindung der Laufmaschine durch Karl Drais. Die ersten Fahrversuche machte er im dortigen Schlossgarten, seine erste Ausfahrt auf der gut ausgebauten Traversale Richtung Schwetzingen. Erst neulich wurde ich auf die Biografie über Drais aufmerksam, die der verehrte Hans-Erhard Lessing bereits 2003 vorlegte, sein „Halb-Lebenswerk“. Lessings „Das Fahrradbuch“ von 1978 war seinerzeit Beistand bei der Entscheidung für mein eigenes Fahrrad-Engagement, sowie in der Anfangszeit der Firma wichtiger Wegbegleiter. Vor ein paar Jahren erhielt ich tatsächlich einen Anruf von Lessing in der Werkstatt, der mich einigermaßen mit Stolz erfüllte. Ich arbeite mich nun seit Wochen durch diese Biografie, über 500 Seiten.

Hans-Erhard Lessing
Automobilität
Karl Drais und die unglaublichen Anfänge
Verlag Maxi Kutschera
ISBN 3-931965-22-8

Erstaunlich, wie viel noch überliefert ist von damals, Lessing druckt unendlich viele Faksimile ab. Noch erstaunlicher, wie rasch sich die Draisinen in ganz Europa und den USA verbreiteten. Allerdings hatte Drais monetär fast nichts davon, denn es gab damals praktisch noch keinen Patentschutz. Erstaunlich zB auch, wie Drais später während seines achtjährigen Brasilien-Aufenthalts auf die Umweltzerstörung durch den Goldgräber-Tagebau aufmerksam machte – schon damals! Neu vor allem die Erkenntnis, dass Drais eben nicht dieser verschrobene Nichtsnutz war, der verarmt im Alkoholismus endete. Lessing dokumentiert haarklein, dass dieses Drais-Bild kolportiert wurde, nachdem Drais in der Badischen Revolution 1849 öffentlich seinen Adelstitel abgelegt hatte: nicht mehr Freiherr Karl Drais von Sauerbronn, Patenkind des ehemaligen Herrschers. Er wurde daraufhin von der Obrigkeit gemobbt, die solche Gerüchte streute. Seine Pension wurde einbehalten, was er noch zwei Jahre überlebte.

Herr Lessing wird mir nachsehen, dass ich versuche mitzuhelfen, dass sein Resümee der Drais-Biografie Verbreitung findet, Richtigstellungen:

Zum Dritten: In Germersheim stellten wir dieses Jahr aus:

– den zuletztverkauften Rohloff-Scheibenbrems-klassik, inzwischen Standard,

– den ersten Breitreifen-BEATL, der immer noch nicht seine 45km/h-Zulassung hat, einfach weil das Projekt über den Winter ruhte,

– den zuletztverkauften Scheibenbrems-falter, eben den von Roozbeh nach dessen sechswöchiger Rest-Europa-Tour.

Die Stimmung war diesmal wie gewandelt. Zunächst mal: was ein klasse Team! Zu fünft: bequem, um sich am Stand abzuwechseln, der Chef mit vier seiner Kundenfreunde, die sich da freiwillig mit hinstellten: wo gibt‘s denn sowas nochmal!


Peter – Roozbeh – Ewald – Chef – Gerd

(oder das Cheffle, wie der Ralf mich gerne nannte mit „ff“: das das Geld cheffelt, oder Chäffle: das immer schafft)

Seit Jahren befremdet ein zunehmender Trend, im Drais-Jahr wird der vollends merkwürdig: zum 200-Jährigen des Zweirads stehen da fast nur noch Dreiräder, Trikes, Velomobile. Voll akzeptiert, zum einen als Lastenräder oder für Behinderte, zum andern, dass man sowas Aerodynamisches im flachen Holland und in Norddeutschland bevorzugt. Aber was sollen diese schweren Ungetüme im Bergigen? Was ist aus den eigentlichen (Einspur-) Liegerädern geworden. Radnabels Erklärungsversuch geht so: Es hat sich herausgestellt, dass herkömmliche, rein sportlichen Kurzlieger, Tieflieger, Snakes usw. nur zum Schnellfahren und zu sonst wenig zu gebrauchen sind. Jetzt wird endlich wahrgenommen, dass die Radnäbel wirklich taugen im Alltag. Das aktuelle Werbesprüchlein lautet denn auch: „unser Sport: alltäglich ein wenig die Welt retten“.

Das ist die eine Seite des aktuellen Flyers, die andere geht so .

Muss ich erwähnen, dass ich mit dem, was üblicherweise als Sport verstanden wird, nichts zu tun haben will: Doping, Werbeverträge, Fußballclubs als börsennotierte Konzerne, Männer-Konkurrenzspielchen – und Frauen tun‘s ihnen nach, deutsche Kultsportarten wie in Stinkern im Kringel brettern, Fechten – ein Tötungsritus, oder der Gipfel: Biathlon: Skifahren + Schießen – wie pervers. Alles Zeugs, was die Welt wirklich nicht weiter bringt. Nein, wir machen unseren Sport im Alltag. Dazu taugen die Alltagslieger, das wird offenbar allmählich verstanden. Das Publikumsinteresse war diesmal überwältigend. Andauernd gab es mehrere Beratungen gleichzeitig.

Kultobjekte

Neunhundert, also dreißig mal 30 Jahre Radnabel. Macht den Hauch einer Vorstellung über die Dauer eines Jahrtausends. Die Christen waren erst halb so alt, die Evangelen gab’s die halbe Zeit noch gar nicht, Fahrräder vier-Fünftel davon noch nicht, usw…

Das Jubiläum wurde bereits im Mai in bescheidenem Rahmen begangen. Nun ist dieses bei weitem nicht nur monetär wertvolle Jubiläumsgeschenk von Wilfrieds Firma SON fertiggestellt und in Empfang genommen: dreißig E-Delux-Scheinwerfer mit Jubiläumsgravur, Wahnsinn! Bevor es die nun in die Welt verstreut, muss ein historisches Bild mit noch allen beieinander festgehalten sein. Es dürfte schwer werden, sie noch einmal alle zusammen zu bringen.
30_x_30j_fake
Die limitierte Sonderlinge gehen jetzt auf Reise in die Radnabelwelt. Die meisten davon sind vergeben, für „Teuergeld“: auf der einen Seite als Wertanlage, Sammlerstück, Spekulationsobjekt, auf der anderen, um mit dem Erwerb die immer klamme Firma zu unterstützen. Es werden aber auch ein paar an für die Firma ganz Wichtige (wirklich: ganz Wichtige!) als Geschenk weitergereicht.
Und es hat noch einen Rest „käuflicher“ E-deluxe. Bei Interesse: Modalitäten erfragen. Grundvoraussetztung ist allerdings, bereits einen Radnabel sein Eigen nennen zu können, logisch.

Wieder einer: geklaut!

Gestern Nach hier in Tübingen. Steckbrief:

Baujahr 2000, kurzer Rahmen mit Rahmennummer 960718, Farben: Gelbgrün (RAL 6018) / Rapsgelb (RAL 1021). Hier eine Abbildung im nagelneuen Zustand. Das Rad wurde später „upgegraded“ mit der Rohloff 016343.

Aus diesem Anlass wieder eine aktualisierte Geklaut-Liste:

klassik
900501
910308
910317
920705
920714
930149
930150
960700
960703
960718 mit Rohloff 016343 silber
960785

falter
13/13
31/31 mit Rohloff 072856 silber

Martin Wolf

genauer:

Martin Richard Wolf
Wolframsraße 26
70191 Stuttgart
0151/53135500
martinwolf1818@web.de

Damit sind nun die Daten dieses Herrn öffentlich gemacht, dem – angeblich – dieses Testrad abhanden kam (News vom Mai 26: „Cheflieger weg„.

Für uns ist der Zusammenstoß mit so einem etwas Neues. Solche Subjekte verirren sich sonst nicht hier her. Wahrscheinlich ist da draußen so ein Verhalten längst normal, Kohls „geistig-moralische Wende“ ist angekommen. Bei uns hier geht sowas garnicht.

Eine Chronologie der Ereignisse:

Sa. 9.Mai 2015
O.g. Herr leiht sich unter dem Vorwand konkreten Kaufinteresses unser langes klassik-Testrad aus für übers Wochenende. Er fragt noch, was denn wäre, wenn ihm das Rad abhanden käme. Es gibt Zeugen seiner Inbesitznahme (Unterschied: Besitz / Eigentum).

Mo. 11.Mai 2015
Gegen Mittag befinden sich zwei Anrufe auf dem Firmen-AB. Der erste vom Polizeipräsidium Stuttgart enthält die Nachricht, dass der Herr soeben den Diebstahl des Testrades angezeigt habe. Im zweiten äußert der Herr selber sein Bedauern über das Missgeschick.

Di. 19. Mai 2015 (sehr wahrscheinlich)
Der Herr taucht noch einmal in der Werkstatt auf, um sein zurückgelassenes Normalorad wieder in Besitz zu nehmen. Äußert wiederum wortreich Bedauern, übergibt ein Trostpäckle, enthaltend ein Messing-Elefäntle aus wohl indischer Massenproduktion, sowie das da:
danke
Verschwindet und ward nicht mehr gesehen.

DO. 21.Mai 2015
Diese letzte Begebenheit muss ich zwei Tage wirken lassen. Dann ist diese Mail fällig:
11
Es kommt keine Reaktion – später wird der Herr behaupten, diese Mail sei nicht angekommen. Uns dämmert langsam, dass wir gerade eine neuartige Erfahrung machen.

Di. 2.Juni 20105
Nun besorge ich vom Stuttgarter Polizeipräsidium die Bestätigung, dass das Abhandenkommen unseres Testrades tatsächlich von dem Herrn angezeigt worden war, der Beweis, dass dies geschah, während das Testrad unter seiner Obhut stand. Und somit der Beweis für eine Wiedergutmachungspflicht durch den Herrn:
121ST_0831361_2015_Bescheinigung_ueber_Erstattung_einer_Anzei

Mo. 8. Juni 2015
Mit diesem Datum geht folgender Einschreibe-Brief an den Herrn, den ein befreundeter Herr Anwalt vorformulierte, nachdem er sich der Sachlage klar geworden war:

Martin Wolf_8.6.15
Tage später ruft der Herr zurück, versucht verstört zu wirken, fast beleidigt. Tenor: das wäre jetzt schon arg lästig, wenn wir nun in dieser Sache Anwälte verdienen lassen täten. Er hätte ja andauernd sowas: Aha! Ich wundere mich, wie streng ich mit so einem sein kann am Telefon. Ich bestehe auf die im Brief vorgeschlagene Summe. Da gibt es nichts zu verhandeln.

Wochen später kommt der letzte Anruf des Herrn: Er habe sich inzwischen mit seinem Anwalt besprochen. Der meint: klar, es gäbe eine Wiedergutmachungspflicht. Der Herr selber daraufhin: Zu dumm, dass das Rad ja jetzt weg sei, jetzt könne man ja schwerlich noch dessen Wert schätzen. Da könnten wir jetzt prozessieren so lange wir eben können. Und er habe übrigens eine Rechtsschutzversicherung.

Mit so einer Äußerung hat sich einer selber für mich als nicht mehr existent gebrandmarkt. Höchsttsrafe: Nichtmehr-Beachtung. Und doch muss ich mich heftig an die Zügel nehmen, um die Abscheu gegen so ein Subjekt nicht freien Lauf zu lassen. Auf der anderen Seite tun mir solche leid: Wie kann denn einer, der mit seinen Zeitgenossen so umgeht, selber Freunde haben, gute Freunde?? Bei dem Wenigen, was ich über ihn weiß, ist der Eindruck, er scheint ein „Einzelkämpfer“ zu sein. Gut vorstellbar, dass, wenn er das hier je einmal ließt, ihn das große Heulen überkommt.

Jetzt ist also die Identität des Herrn öffentlich. Alles hier Berichtete ist die Wahrheit. Diese zu verbreiten wird einen niemand hindern können. Ich tue das völlig „wertfrei“, ohne jede Absicht. Dereinoderdieandere wird das als Warnung verstehen, sich mit dem Herrn besser nicht einzulassen. Klar ist, hier wird niemand zu irgendwelchen Handlungen aufgerufen. Natürlich kann ich niemand daran hindern, dem Herrn die Meinung zu geigen (die Adresse ist übrigens nicht weit vom Stuttgarter Hauptbahnhof). Wir bereden hier seither öfter diese Begebenheiten. Da kommt dann schon auch so eine Info zurück: Man kenne welche, die welche kennen, die sowas ohne Anwalt regeln, da fehle dann schon mal ein Finger, allerdings nicht bevor Dereinoderandere – einer nach dem andern – gebrochen waren.

Letzteres wird gewiss nie zu den hier favorisierten Methoden aufsteigen. Hier war bislang ein solidarischer Umgang immer vorausgesetzt. So soll es bleiben, auch nach diesem Aufeinandertreffen mit der „normalen“ Welt. Eigentlich sollte dem Herr nun dämmern, was zu tun ist.

Die Preise

Und die Nächste. Eine von den Wichtigen: Die Preise werden erhöht. Diesmal richtig!

Das ist das Fazit dieses Turbo-Dreivierteljahres: Durchgeschafft wie blöde, und wieder bleibt kein Geld übrig. So ist das einfach nicht nachhaltig, wenn man vom neue-Maschinen-Anschaffen sowieso nur träumen kann, es nicht mal für den Ersatz von nötigsten Werkzeug reicht.

Wir zehren hier seit vielen Jahren an der Substanz. Neulich legte mir ein Kundenfreund und Handwerkerkollege das wieder einmal nahe: Man muss einfach das verlangen, was man braucht. Wenn man permanent zu wenig einnimmt, worauf hofft man da? Dadurch wird nie die Herstellung preiswerter, weil so nie aktuelle Produktionsmethoden finanzierbar sind. So einsteht nur eine Spirale zu immer noch antiquierteren Herstellprozessen.

Die andere Seite ist halt: Ist unser Zeug so viel wert? Immer wieder, wenn wir uns diese Frage stellten, schwang dabei mit, dass wir eben sehr gerne diejenigen in den Genuss dieser tollen Räder kommen lassen wollten, denen das Überleben hier ein echtes Anliegen ist. Das sind eben selten die mit den dicken Geldbeuteln, denn sie verweigern sich eher diesen Schweinejobs, womit die „Schinken von morgen“ die Anständigen ausnehmen. Es war sowas wie ein Auflehnen gegen das, was im Deutschaufsatz zur Note ungenügend führt: Thema verfehlt, Zielgruppe verloren.

Jetzt knicken wir halt auch da endlich ein und geben zu: jawoll, versagt, künftig sind wir zu teuer für die Durchschnittlichen. Aber der eine Stolz bleibt, wird sogar größer: nochmal jawoll, unsere Räder sind das wert. Die sind nicht nur aufwendig hierzulande hergestellt („mit allen Konsequenzen“, wie ein lieber Kollege schon vor über zwanzig Jahren sagte – und kurze Zeit später den Beruf wechselte), die sind eben auch so besonders, so aufwendig hergestellt, so ausgereift, ausgefuchst und tauglich, die dürfen das sehr wohl kosten, was sie ab sofort kosten. Die sind das wert.

Und doch kann auch weiterhin die Frage gestellt werden, ob nicht nach wie vor auch für die lieben „Durchschnittlichen“ die einmalige Riesen-Ausgabe für so ein Fahrzeug sich rechnet. Dann nämlich, wenn sie ihre Mobilität ganz ohne eigenes Automobil bestreiten. Und genau das geht prächtig mit den Alltags-Liegern.

Cheflieger weg!

Nächste news, weiter geht’s im Mitteilungsdrang: was ärgerliches, merkwürdiges, unnötiges…

Da hat neulich ein Interessent unseren einen Test-klassik, dem Chef seinen eigenen, ausgeliehen bekommen. Der kam nicht mehr wieder: (angeblich) geklaut am Montag 11.5. in Bad Cannstatt direkt an der Stadtkirche. Dort, wo der im früheren Leben schon ab und wann gestanden hat, als der Chef sein Geld noch mit „Kirchenbeschallen“ verdiente. Nun war’s das sehr wahrscheinlich mit diesem Rad. Wenn’s denn stimmt, was der Herr Interessent behauptet, war es gut abgeschlossen. Dann muss wohl ein Profi das Schloss geknackt haben. Und der wird wissen, wie man so’n Rad nie mehr auftauchen lässt.

Der Herr hatte sich sehr ausführlich beraten lassen, bevor er mit dem Testrad entschwand. Eigentlich war die Bestellung schon fest. Als er eine gute Woche nach dem vermeintlichen Diebstahl hier sein eigenes Rad wieder abholte, war von zweierlei nicht die Rede:
– Vom perfekt machen der Bestellung,
sowie – und das war dann im Nachhinein doch befremdlich:
– Mit keinem Wort war von Wiedergutmachung die Rede.
Nach einer Bedenkzeit habe ich inzwischen eine solche schriftlich von ihm eingefordert, bislang ohne Reaktion.

Naja, schauen wir, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt. Gegebenenfalls werden Maßnahmen einzuleiten sein. Es gibt Zeugen der Inbesitznahme des Rades hier. Und es gibt als weiteren Zeugen den Polizisten, bei dem der Herr den (angeblichen) Diebstahl zur Anzeige brachte – ordentlich eigentlich. Ich bin momentan hin und her gerissen, was von dem Herrn zu halten ist. Wünschte mir, alles löste sich in Wohlgefallen auf.

Auf alle Fälle hier der Aufruf an die Community: Augen auf nach unserem Rad!
Steckbrief:

Radnabel atl-klassik (All-Tags-Lieger)
Rahmenlänge: lang
Rahmennummer: 960700, unten am Tretlagerrohr
Rahmenfarbe: tannengrün, Ral 6009, Aufschrift: www.radnabel.de in
hellgrün
Ausstattung: Kettenschaltung
Tretkurbeleinheit: Specialité TA 60-??-40 Zähne
VR: SON-Nabendynamo mit Trommelbremse-Eigenbau-Prototyp
HR: Trommelbremsnabe mit Schraubkranz 7-fach 12-32 Zähne
Spezialität: Prototyp eines faltbaren Sitzes

Bild:

960700

Siehe auch: „Cheflieger gemopst?

Anmerkungen:
Der war also schon mal weg. Er hatte damals noch eine andere Farbe, und er war teilweise anders ausgerüstet. Seine Rahmennummer steht seit damals fälschlicherweise in der Geklaut-Liste – jetzt stimmt das wieder, „endlich“!

Erneut eine Liste der Geklauten, so, wie sie die Kundendatei heute ausspuckt (ohne Gewähr einer Vollständigkeit):

klassik
900501
910308
910317
920705
920714
930149
930150
960700
960703
960718 mit Rohloff 016343 silber
960785

falter
13/13
31/31 mit Rohloff 072856 silber

unfalter war demnächst

Fast zwei Jahre gab es den nun schon. Geben tut’s ihn natürlich weiterhin. Nur sollten wir seinen Namen so langsam ins Positive wenden. Neulich waren wir bei einem „Kunstgespräch“ drauf gekommen: dieses „un“ hat eine kleine aber lange Tradition: mit fünfzehn gab es für mich nichts Schöneres als an sowas wie einer Fuge rumzukomponieren. Das Werk hieß dann – Selbstkritik-Fähigkeit war bereits vorhanden: Unfuge. Immerhin durfte es das „e“ hinten behalten: war ja auch als Plural lesbar!

Offenbar war der unfalter eine unbewusste Traditionsfortführung. Irgendwann bemerkt man dann doch: diese Abwertung ist garnicht angebracht, das Ding tut ja. Nur faltet’s halt nicht ganz so wie der falter. Das „un“ untertreibt aber deutlich.

Da war zunächst diese Idee: Die beiden Einfaltstufen – Schwinge und Sitz – kann er ja, nur das Umfalten des Rahmens nicht. Also, erste Namensidee: einfalter. Naja, hätte eine aufdringliche Nähe zur Einfalt, das wäre dann fast schon gelogen. Und den falter künftig umfalter zu nennen, wäre nicht wirklich geschickt wegen der Nähe zum Umfaller.

Dann vielleicht zweifalter, wenn er schon zwei Faltstufen kann. Auch nicht richtig passend, denn eigentlich kann er ja derer drei, wenn man den Lenkervorbau mitrechnet. Da gibt’s zudem einen lokalen Vorbehalt: Unser Landeskrankenhaus ist in Zwiefalten, da kommen die hin oder her, die nicht ganz richtig sind. Das passt ja nun nicht zu einem durch und durch Vernünftigen.

Und dreifalter? Um Himmels Willen, das geht natürlich garnicht: auf die Gefahr hin, all die zu vergraulen, die auf der ein- bis dreifältigen Christen-Droge hängengeblieben sind, bitte im Vergebung!

Dann doch – viel besser – vielfalter. Täte gesellschaftsbezüglich die angesagte Einstellung transportieren. Ist aber als technische Angabe inakzeptabel unkonkret: wieviel denn.

Das waren schon fast die bisherigen Namensideen, bis auf eine. Und dieser Name wäre gar nicht so ohne: wie wär’s mit fastfalter? Stimmt ja, faltet ja fast wie ein richtiger falter. Nett wäre zudem das: man kann das „fast“ natürlich „international“ interpretieren, also „schnell“. Es ist ja durchaus zutreffend: der uneinzweidreivielmehroderwenigerfalter kann genau die Schnellfaltstufen vom falter. Wenn man den nur eben schnell einigermaßen verkleinern muss, macht man genau das, und lässt die Rahmenfaltung sein. Indess, den falter generell international zu interpretieren, wäre eine grobe Fehlleistung. Der allwissende Kugel-Übersetzer meint dazu: stocken, wanken, zögern, stecken bleiben. Schnellzögerer??

Also fastfalter, wer bietet noch was? Bitte in den nächsten Tagen kundtun. Danach werden wir die Umtaufe einleiten. Das macht vor allem Komplikationen was diesen Ort angeht, die Homepage.

Veraltet, aber dennoch ein Meisterwerk

Sodele, das Projekt Bilderneuerung ist vorerst abgeschlossen. Zuletzt gab es den Highend-klassik in rubinrot, passend zum gleichfarbigen Highend-falter. So wird die gelbe Phase nun von einer roten abgelöst. Nur den Start-falter da oben lassen wir bis auf weiteres in gelb. Zuletzt sind nun die klassik-Detail-Bilder aktualisiert, alle von ein und demselben Rubiner. Davor waren dort Bilder von vier atls verschiedenen Alters.

Das älteste der jetzt ersetzten Bilder ist fast 20 Jahre alt. Und weil es darum schon ein wenig schade ist, soll es hier einen Ehrenlink bekommen. Dieser Scan war der letzte hier übriggebliebene einer Serie höchst professioneller Fotos von einem 1993er-klassik mit der legendären TA-Sachs-Ausstattung. Aufgenommen vom Herrn Kameramann-Freund (erwähnt zuletzt in der news vom 19.09.2011). Der hatte seine Karriere mit einer Ausbildung zum Werbefotografen begonnen. Und er hat sich damals richtig ins Zeug gelegt. Das war noch richtig Fotografieren mit Film und Dunkelkammer, nix Photoshop und mal eben Hintergrund weiß machen. Der Hintergrund hier WAR weiß! Ich habe damals assistiert, bin extra nach Berlin gefahren. Der Jörg – das verrat ich jetzt – hatte extra eine Räumlichkeit aufgetan, wo wir morgens mit dem Aufbau der Blitzwände usw begannen. Wenn ich mich recht entsinne, waren wir nachts um drei mit dem wieder Einpacken fertig. So lange brauchte es für gerade mal vier Einstellungen.

Papierbild mit der Federgabel

Papierbild mit der Federgabel

Schnellschuss mit aktuellem Vorderrad

Schnellschuss mit aktuellem Vorderrad

Hier also nochmal dieser jetzt entfernte Scan vom superscharfen Papierbild mit der Federgabel. Zum Vergleich mein Schnellschuss mit aktuellem Vorderrad. Man sehe sich zB die Spiegelung in den Schutzblechen an.

Übrigens, was damals auch nicht ging war: mal eben schauen, was man da gerade aufgenommen hat. Man behalf sich mit Polaroid-Bildern, die waren nicht scharf, zeigten aber einigermaßen, was auf dem Endbild zu erwarten war. Allerdings nicht das Ergebnis, wenn dann der falsche Film eingelegt wurde. Genau das haben wir damals hinbekommen. Wir hatten einen Grafikfilm erwischt, der fast nur schwarz und weiß kannte, kaum Grautöne dazwischen. Dieses Bild ist von der zweiten Session: es gab eine zweite Berlinreise, einen zweiten Aufnahmetag bis spät nachts. Drum kann ich da noch nicht endgültig die Löschtaste drücken.

Ach ja, spaßeshalber sind hier die beiden Rubiner übereinandergelegt.

Rubiner übereinandergelegt

Rubiner übereinandergelegt

Es ist recht aufschlussreich, was man da sehen kann. Der falter hat im Lauf der Zeit vorne eine Tieferlegung erfahren. Um beide Rahmen einigermaßen in Deckung zu bringen, wurde das falter-Bild ein knappes Grad gegen den Uhrzeiger gedreht – falters Vorderrad hängt nun zwei Zentimeher in der Luft. Ansonsten kann man schön sehen wie sich beide unterscheiden und doch ähnlich sind.

Malaysia-Connection

Dies ist sehr wahrscheinlich der Anfang einer weiteren Fortsetzungsgeschichte, wie wir sie hier ja immer wieder haben. Nur dass deren tatsächliche Beginn schon fast dreißig Jahre zurückliegt. Ende 1982 weilte ich für gerade mal zehn Tage in Malaysia, um dort den von Deutschland entsandten Fagottdozenten zu geben. Goetheinstitut und Deutscher Musikrat betrieben dort damals ein Programm zur Verwestlichung des kulturellen Lebens, die dortige Jugend sollte in europäischer klassischer Musik unterwiesen werden. So wurden halbjährlich für ein paar Tage Instrumentalisten von hierzulande dorthin entsandt mit dem Auftrag, die Gründung eines Malayischen Nationalorchesters voranzutreiben. Diesmal hatte ich die Ehre – eine zweifelhafte, wie mir, kaum dort angekommen, klar wurde. In dem „besseren Schulorchester“, das wir vorfanden, bediente ein fünfzehnjähriger Chinese das Solohorn. Wir freundeten uns in den wenigen Tagen einigermaßen an, und es war gleich klar, dass der

Chee Ghee

Chee Ghee

Chee Ghee vom Musikmachen völlig „angefressen“ war. Kaum ein Dreivierteljahr später klingelte hier das Telefon, Chee Ghee war dran, gab auf chinesisch-englisch zu verstehen: er sei jetzt da – in Deutschland – und wolle jetzt Horn studieren. Er war kurz nach dem Musiccamp von zuhause ausgebüxt, hatte sich nach Singapur durchgeschlagen, dort so lange beim Hochhausbau mitgeschafft, bis das Geld für den Flug nach Deutschland reichte. Jetzt war er da, mutterseelenallein, ohne ein Wort deutsch zu können. Klar, was nun mit anderen auch mein Job sein würde: Sprache beibringen, später für die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule trimmen. Ich erinnere mich an lange Stunden an Omas Klavier mit Tonleitern, Kadenzen, Quartsext, übermäßiger Quint… Hat hingehauen, er hat studiert, später in Europa in verschiedenen Orchestern gespielt, bevor er, als vor 14 Jahren dieses Malayische Nationalorchester tatsächlich gegründet wurde, in die Heimat zurückkehrte, um seither in Kualalumpur in der Nationalphilharmonie zu spielen: genau zwischen den – dort noch stehenden – Twin Towers.

Twintowers

Twintowers

Wir hatten damals rasch zu enger Freunschaft gefunden, und die hält, auch über diese Riesendistanz. Den Chee Ghee, für den es damals nicht viel anderes als die Musik gab, hat einigermaßen irritiert, wie ich dabei war, mich genau davon weg und hin zu Ökologie und Fahrradbau zu orientieren. Ich hab ihn früh „geimpft“ mit meinen Umwelterkenntnissen, und es ist manches hängengeblieben! Als ich tatsächlich ernst machte, war er einer der ersten, der mit einem giftgelben atl-Erstling herumfuhr, so auffällig, dass er so manchen bis heute guten Kunden akquirierte.

Wir sahen uns in den letzten Jahren nur alle paar Jahre während seiner Zweite-Heimat-Ferien, zu vorletzt erst letzten Sommer – auf dem Bild links.

Peck Sim, seiner Frau, und Söhnlein Felix

Peck Sim, seiner Frau, und Söhnlein Felix

Da erzählte er, dass das Musikmachen in Malaysia nicht ganz ausfüllt. Es bleibt genug Zeit, eine Tauchschule zu betreiben, der ein gutgehendes Geschäft fürs Zubehör – inkl superteurer Unterwasserkameras – angegliedert ist, rafiniert. Und noch nicht genug, nun soll ein Geschäft für faltbare Räder hinzukommen, die Homepage gibt’s schon: http://www.foldingbike2u.com/. Schlau hat der Chee Ghee gleich die passende Initiative ins Leben gerufen: „Mit dem Fahrrad zur Arbeit, Malaysia“. Es ist dort so schwülheiß, dass Radfahren allenfalls in den Morgenstunden möglich ist. So entwickelt sich gerade eine Scene, die morgens einpendelt, zurück fährt man inkl gefaltetem Rad mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch wenn das noch nicht wirklich „Ernstes Radfahren“ ist, ein bissle ist man schon stolz, dass man was beigetragen hat, dass sich nun so weit weg was bewegt.

Dieser Tage hat der Chee Ghee nun schon wieder diese weite Reise hierher gemacht, nicht zuletzt, um seinen atl-falter zu überführen. Zweimal 14.000km für ein Rad schlägt bei weitem alles bislang gewohnte, und es ehrt, wenn auch auf etwas zweifelhafte Weise. Es war gut, ihn hier gehabt zu haben, schon allein für einen ausgiebigen „Faltkurs“ in 3D, auch mit Skype wäre sowas schwierig. Und es gab wieder nächtelang intensive Gespräche. Der falter – hier verpackt beim Abschied auf dem Frankfurter Flughafen – wird bis auf weiteres das Highend-Modell seines Faltradladens bleiben.

Abschied auf dem Frankfurter Flughafen

Abschied auf dem Frankfurter Flughafen

Ob sowas dort tatsächlich gebraucht wird, mal schauen. Chee Ghee ist guten Muts und hat allerlei Ideen zum Promoten – manchem gegenüber bin ich skeptisch. Aber klar, er meint’s nur gut und soll mal machen. Vielleicht sind wir ja tatsächlich – wieder einmal – ganz vorne dran: Jahrzehnelang haben Europäer billig aus Asien importiert, das scheint sich gerade zu drehen: Auswirkung unsäglicher europäischer – speziell deutscher – Geld- und Lohnpolitik?