Über Werbung

Wieder eine aus der Serie: „Wie sich Probleme von alleine lösen, wenn man lange genug wartet“. Vorspann: Das bei uns am meisten vernachlässigte Thema heißt Werbung. Das hat mit der gesunden Abneigung gegen diese Branche zu tun. Da gab es schon mal die Idee, Werbung gehöre schlicht abgeschafft. Ein Nichtangriffspakt sozusagen: alle Anbieter sparen sich Werbeausgaben, und das zu Verhökernde wird entsprechend billiger. Jedenfalls ist es doch pfiffig, sich gerade Nichtbeworbenes zuzulegen. Und so echt zu sparen, nämlich diese quasi Zwangsabgabe an diese armselige Werbebranche, an diese bedauernswerten Kreaturen, die ihr Dasein damit fristen, tagaus tagein Lügen erfinden und verbreiten zu müssen. Was könnte Werbung im besten Sinne sein: Information über Eigenschaften, Qualität, Neuerungen usw von Produkten, Dienstleistungen uA. Soweit wäre sie ja in Ordnung. Doch das war einmal. Werbung ist in rafinierter Symbiose mit Medien schon lange zum wichtigsten Instrument verkommen, womit die Mächtigen uns bei der Stange halten. Da wird uns eingebleut, wie wir zu funktionieren haben, da wird unsere Gesinnung und unser Verhalten manipuliert. Da haben wir gelernt, dass Autofahren sportlich ist und sexy, dass wir natürlich Handys brauchen, dass man schlau ist, wenn man andere übers Ohr haut, dass der totale Wettbewerb – die totale Konkurrenz – das ist, was die Welt jetzt braucht, dass nur der Kahlschlag aller Handelshemmnisse die Welt noch retten kann. Und auch, dass es „populistisch“ sei, denen, die uns das alles erfolgreich beigebracht haben, an das zu wollen, was sie uns dafür abgenommen haben: ans Geld, zB über eine Vermögensbesteuerung oder eine Besteuerung von Börsengewinnen. Dass man dieses Börsenwesen endlich ganz abschaffen sollte – diese unanständige Institution, wo das Glück mit dem Unglück anderer gemacht wird – das zu denken sind wir nicht mehr fähig. Dabei führt sich das Börsentum ja zZ selber vor mit dem todbringenden Spekulieren auf Energie und Grundnahrung. Ok-ok, genug des politischen Rundumschlags, aber meditieren Sie ruhig mal weiter über die Schuld von Werbung und Medien am Zustand der Welt…

Zur Entspannung noch was nettes von einem befreundeten Freiburger Fahrradladen zum Thema. Auf dessen Werbepostkarte stehen schlicht ein 4×3 Buchstaben in folender Anordnung:

WER
BUN
GNE
RVT

Zugegeben, auch wir schalten ab und wann kleine Anzeigen (siehe wichtige news „Super-Frühjahr 2007“). Und traditionell kriegen die klassik-atls auch ein kleines Aufkleberchen, welches bei den faltern dann aber nicht recht passen wollte. Also fuhren die bis jetzt anonym herum. War uns gerade recht: british understatement, wer’s kennen will, der kennt’s. Alle, die’s nicht kapieren, hält man sich so vom Hals. Was lagen sie mir alle in den Ohren: Das kannst Du doch nicht machen, so machst Du Dir selber das Geschäft kaputt – oder so ähnlich. Die Antwort war: Ok, wenn mal Zeit ist, kümmere ich mich mal um neue Aufkleber – war natürlich nie Zeit. Statt dessen kultivierten wir das Entfernen oder Übermalen aller Schriftzüge an allem, was wir an die Räder dranbauen. Insbesondere entwickelten wir enormen Ehrgeiz, es zu verschleiern, wenn sich Anbauteile der japanischen Monopolisten-Krake nicht vermeiden lassen. Es ist einfach wohltuend, wenn einem nicht ständig diese immergleichen Schriftzüge ins Auge stechen. Ich habe es einmal in Israel so angenehm erlebt, dass ich die ganzen Werbeschriftzüge übersehen konnte, einfach weil ich die Buchstaben dort nicht lesen konnte. So, und dann war da neulich dieser Kunde aus der Dresdener Ecke. Der meinte beim Bestellen so ganz beiläufig: Also, er könne übrigens auch mal ein paar Aufkleber machen, er sei aus der Branche. Na endlich, so muss das gehen, da hat sich das Warten ja einmal gelohnt. Und was für schöne Kleber das jetzt sind: Ganz schlicht der Schriftzug der Homepage, nicht als Klebefolie, sondern als Einzelbuchstaben, oberedel. In allerlei Farben, da gibt’s jetzt Froschgrün auf der Lieblingsfarbe Tannengrün, Froschgrün auf Quitschorange, Orange auf Rot, Rot auf Schwarz, Schwarz auf Silber, Silber auf Picassoblau usw. Wir sind sehr glücklich mit dieser neuen Geschäftspartnerschaft. Man fühlt sich bestens behandelt von einem, der selber einen atl benutzt und ihn zu würdigen weiß (auf Anfrage stellen wir gerne den Kontakt her). Somit ist diese news auch noch eine weitere zum Thema Tauschhandel. Und, verrückt wie man konditioniert ist: kaum ist der Schriftzug drauf, machen die atls doch gleich den Eindruck, als seien sie professionell hergestellt.

Nichts Neues

Und das brachte die diesjährige Spezi dann auch noch. Alljährlich wird unter Zeitnot in der Woche zuvor die aktuelle Ausgabe der Prospekte zusammengeflickt. Unser Messemotto dieses Jahr lautete: „NICHTS NEUES, längst perfekt“. So gab es dieses Mal Änderungen fast nur in den Preislisten. Die waren allerdings überfällig. Beim klassik haben wir die Preiserhöhung moderat gehalten. Bei den Verkleidungen hatte es in den zwölf Jahren, seit wir die bauen, nie eine Anpassung gegeben. Deshalb darf die Erhöhung hier schon auffallen. Und beim Falter – das steht in der News vom 20.02.2005 bereits – war eine deutliche Annäherung an unseren tatsächlichen Aufwand notwendig. Natürlich macht man sich so seine Gedanken, ob man mit solchen Preisen noch zeitgemäß ist, wenn die potentiellen Kunden erschreckend schnell verarmt werden (die, bei denen unser Geld landet, fallen ja per se wegen Skrupellosigkeit als Anwärter auf ein autofreies Leben aus). Und doch kann man so hochpreisige Räder nach wie vor guten Gewissens anbieten, denn sie funktionieren. Der atl war von vorn herein als Allrounder konzipiert: nur ein einziges Rad für alle Anwendungen, rasch den verschiedenen Gebrauchssituationen anpassbar, der treue Begleiter in allen Lebenslagen. Man gibt einmal unverschämt viel aus und hat dann ziemlich Ruhe. Bei manchen rückt erst mit so einem Rad ein autofreier Alltag in den Bereich der Zumutbarkeit. Und unsere Vielradler-Kunden sind schnell bei km-Preisen unter 10 Cent angekommen. Ganz stolz sind wir auf unsere Hartz4-Kundschaft. Da gibt´s erstaunliche Existenzen mit erfrischend unüblichen Wertungen. Man ernährt sich kostenlos von dem was beim Vortages-Halbpreisbäcker am zweiten Abend immer noch übrig ist, lebt fast mietfrei im zugigen Gartenhäusle, aber man leistet sich gleich zwei atls! Der Trend geht sowieso zum Zweit-atl, seit´s die falter gibt. Und man munkelt auch schon, diese Räder zu besitzen, sei eine sichere Wertanlage.

Alle Jahre wieder Germersheim

Von der „Spezi 2004“, der Spezialradmesse in Germersheim, die dort jedes Jahr am letzten Aprilwochenende stattfindet, kehren wir dieses Jahr recht zufrieden heim. Diese Messe ist unser Jahresauftritt, wo wir einem Fachpublikum begegnen. Letztes Jahr haben wir wohl die Messebesucher mit unserer „Bildertapete“ über den gesamten Standhintergrund überfordert. Zeigen wollten wir dabei das große Einsatzspektrum der atls, Fahren im Regen, im Schnee, mit großer Ladung, auf Reise… Nur Wenige machten sich die Mühe, diese Vielfalt zu erfassen. Dieses Jahr gab’s nur einen frechen Spruch, riesengroß: “ No comment see the details „. Dazu erstmals ein Podest, auf dem der rote erste Serienfalter gefaltet tronte, den fahrbereiten gelben Prototypen zu seinen Füßen, und darüber stand „Sieger des Faltliegerwettbewerbs 2002„. Wir hatten dieses Mal durchgehend Gespräche mit Interessierten, und die Zeit verging im Fluge. Danke vor allem an Jens und Ewald für die prima Mithilfe.